Um die Mitarbeiterbindung zu erhöhen ist es für Führungskräfte wichtig, die Vision des Unternehmens in das Tagesgeschäft zu überführen. Wir stellen wir einen praktischen Ansatz vor: Die visionäre Führung.
Der Fachkräftemangel in Deutschland bewegt viele Unternehmen dazu, verstärkt über die Thematik der Mitarbeiterbindung nachzudenken. Angesichts der sich verschiebenden Machtverhältnisse zugunsten der Arbeitnehmer ist es für Unternehmen von entscheidender Bedeutung, Strategien zu entwickeln, um Fachkräfte nicht nur zu gewinnen, sondern auch langfristig zu binden.
Unserer Meinung nach gibt es zwei entscheidende Hebel für eine starke Mitarbeiterbindung: Die Unternehmens- und Führungskultur und die Sinnhaftigkeit der Aufgabe.
Diese beiden Aspekte sind darauf ausgerichtet, eine positive Mitarbeiterbindung zu fördern – das bedeutet, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein positives Gefühl gegenüber ihrem Arbeitgeber entwickeln, das zu einer stärkeren Verbundenheit und höherer Leistungsbereitschaft führt.
In diesem Artikel möchten wir eine Strategie vorstellen, die darauf abzielt, die Mitarbeiterbindung durch visionäre Führung zu stärken.
Die Unternehmens- und Führungskultur spielen derzeit eine entscheidende Rolle dabei, ob Menschen sich dafür entscheiden, bei ihrem Arbeitgeber zu bleiben oder nicht. EY führt in ihren Jobstudien regelmäßig Untersuchungen durch, um die Gründe für Arbeitgeberwechsel und die Motivationsfaktoren der Mitarbeitenden zu ermitteln.
Menschen wechseln ihren Arbeitgeber, weil (a) die Bezahlung zu niedrig ist, (b) die Führungskultur nicht zu ihren Werten passt und es (c) interessantere Positionen gibt.
Auf der anderen Seite fragt EY auch regelmäßig nach den individuellen Motivationsfaktoren.
Die Menschen bleiben bei ihrem Arbeitgeber, wegen dem (a) guten Verhältnis zu ihren Kollegen, wegen dem (b) gutem Arbeitsklima und (c) einer spannenden Tätigkeit.
Diese Auflistungen beinhalten keine bahnbrechenden Erkenntnisse. Die einzelnen Faktoren für Morivation und Demotivation verändern sich nicht, lediglich die Reihenfolge und der Fokus, der befragten Personen.
Die Jobstudie lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Unternehmens- und Führungskultur sowie das Team sind die größten Einflussfaktoren auf die Motivation von Arbeitnehmenden.
Das sind Führungsaufgaben.
Der Change-Management Canvas wurde als wirksames Werkzeug für das Management entwickelt, um die Umsetzung und Auswirkungen einer Transformation zu planen. Wir stellen ihn in dieser freien Form zur Verfügung, sodass Sie ihn in Ihrer Organisation erarbeiten können.
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Neben den von EY abgefragten Kriterien fehlt ein entscheidender Faktor: die empfundene Sinnhaftigkeit einer Aufgabe. Diese wurde in Studien als der ausschlaggebendste Einflussfaktor auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden bewertet, noch vor Gehalt, Karrierechancen und Job-Sicherheit (Gandhi, 2022, S. 98).
Diese entsteht, wenn die persönlichen Werte, Glaubenssätze und Verhaltensweisen der Mitarbeitenden mit ihrer beruflichen Rolle in Einklang stehen. (Gandhi, 2022, S. 9). Dies bietet Unternehmen die Möglichkeit, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden, deren persönliche Ziele und Werte mit denen des Unternehmens übereinstimmen. Diese Übereinstimmung zwischen den Werten und Zielen der Mitarbeitenden und denen der Organisation ist der entscheidende Gradmesser für eine emotionale Mitarbeiterbindung (Schäfer, Marten, 2021, S.12).
Wenn wir die Elemente der Unternehmens- und Führungskultur mit der Frage nach dem Sinn in der Arbeit verbinden, gelangen wir zu dem Konzept der visionären Führung.
Im Kern dieses Führungskonzepts steht die Vision. Sie dient als ein klares Bild für die Ziele und die Richtung, in die sich ein Unternehmen entwickeln soll. Führungskräfte nutzen diese Vision, um den Sinn in der Arbeit zu vermitteln und die Organisation zu inspirieren. Wichtig ist aber, dass die Vision des Unternehmens im Tagesgeschäft Anwendung findet. Die Abstraktion und Anwendbarkeit ist ganz wichtig! Ein vom oberen Management gezeichnetes Bild liefert der Organisation keinen Mehrwert, wenn es sich nicht auf die alltäglichen Aufgaben anwenden lässt.
Das eine Organisation die Brücke zwischen Tagesgeschäft und Vision schafft ist der Schlüssel zur effektiven Mitarbeiterbindung. Der Ansatz der visionären Führung lässt sich über den gesamten Lebenszyklus eines Mitarbeiters in einem Unternehmen anwenden. Er beginnt bereits im Recruiting-Prozess, erstreckt sich über die gesamte Dauer der Beschäftigung und endet bei der Situation, in der ein Mitarbeiter feststellt, dass seine persönliche Vision nicht mehr mit der Vision des Unternehmens in Einklang steht.
Wir wollen euch ein paar Praxistipps mitgeben, wie sich die Vision des Unternehmens in den Alltag eingliedern lässt. Auch für die Führungskräfte, deren visionäre Kommunikation nicht so stark ist.
In der Regel verlaufen Recruiting-Prozesse oft nach einem standardisierten Muster und legen hauptsächlich den Fokus auf die fachliche Eignung der Bewerberinnen und Bewerber. Allerdings reicht dieser Prozess allein nicht aus, um eine emotionale Bindung zwischen den Bewerbenden und dem Unternehmen herzustellen. Hier setzt visionäre Führung an!
Mitarbeiterbindung kann entstehen, wenn eine Vision vermittelt wird, wie die offene Position zum Unternehmenserfolg beiträgt und ein Gefühl entsteht, dass diese Position mehr als nur die Arbeit ist. In Bewerbungsgesprächen geht es dann nicht mehr nur um die fachliche Übereinstimmung, sondern auch um Charaktereigenschaften und Leidenschaften. Wenn Menschen, die kulturell gut zur Unternehmenskultur passen, für offene Positionen ausgewählt werden, entsteht eine Belegschaft mit hoher Innovationskraft und vielfältigen Perspektiven für die zukünftige Entwicklung des Unternehmens.
Zusätzlich zur Anwendbarkeit während des Bewerbungsprozesses ergeben sich aus einer visionären Führung eine Vielzahl positiver Auswirkungen im täglichen Geschäftsbetrieb. Wenn die Unternehmensvision mit den Zielen und Werten der Mitarbeiter in Einklang steht, entsteht eine starke Bindung und ein Gefühl der Sinnhaftigkeit, was zu folgenden positiven Effekten führt (Ghandi, 2022, S. 53):
Diese positiven Effekte liefern jedem Unternehmen überzeugende Argumente, um in die Entwicklung und Umsetzung seiner eigenen Vision zu investieren.
An dieser Stelle gehen wir davon aus, dass innerhalb des Unternehmens eine klare Zukunftsvision besteht, möglicherweise wurden bereits konkrete Ziele für einen definierten Zeithorizont abgeleitet. Falls dies noch nicht geschehen ist, liegt hier die erste Aufgabe.
Führungskräfte stehen nun vor der Herausforderung die Unternehmensvision und die gegebenen Ziele an das Team zu kommunizieren. Dass Team muss die Ziele verstehen und die Rolle, die es zur Erreichung der Ziele inne hat. Die Vision muss auf das praktische Tagesgeschäft übersetzt werden. Um die aufgezählten positiven Aspekte zu erzielen, muss das Team ihren Anteil an der Zielerreichung spüren. Das Team muss ihre tägliche Arbeit rational und emotional mit der Vision und den daniederliegenden Zielen verknüpfen.
Die rationale Verknüpfung kann mit Hilfe von Daten und Fakten erreicht werden. Kann die Leistung des Teams quantifiziert werden, kann der Einfluss auf den Gesamterfolg des Unternehmens dargestellt werden. Wir messen die Wirksamkeit des Teams und spiegeln diese in unterschiedlichen Terminen wieder. Zum Beispiel in Feedbackgesprächen mit einzelnen Personen oder dem Team, Retrospektiven, große Ankündigungstermine oder auch in inoffiziellen Terminen. Regelmäßig geht es dann um den eigenen Einfluss auf die Ziele des Unternehmens.
Die emotionale Verknüpfung mit der Vision entsteht durch die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden. Diese Wertschätzung geht über finanzielle Anreize und lobende Worte hinaus. Sie beinhaltet vielmehr die Anerkennung und Würdigung der geleisteten Arbeit. Die Führungskraft spielt hierbei eine entscheidende Rolle, indem sie die Anerkennung im Kontext der Unternehmensvision vermittelt. Dies kann beispielsweise durch die Betonung der individuellen Beiträge jedes Teammitglieds zur Verwirklichung der Vision geschehen. Wenn Mitarbeiter sehen, dass ihre Arbeit nicht nur bedeutungsvoll ist, sondern auch zum Erfolg der gesamten Organisation beiträgt, entsteht eine tiefe emotionale Bindung zur Vision und zu den Zielen des Unternehmens.
Für Unternehmen gibt es genug gute Gründe sich mit dem Thema Mitarbeiterbindung auseinanderzusetzen. Eine starke Mitarbeiterbindung entsteht, wenn die Unternehmens- und Führungskultur zu den Mitarbeitenden passt und diese die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit verstehen. Die Unternehmensvision stellt für Führungskräfte ein kraftvolles Werkzeug dar, um eine emotionale Verbindung zwischen dem Unternehmen und den Mitarbeitern herzustellen. Dabei ist es entscheidend, die Vision nahtlos in den Arbeitsalltag zu integrieren und dem Team kontinuierlich die Bedeutung seines Beitrags zum Unternehmenserfolg zu verdeutlichen.
EY. (08/2023). EY Jobstudie 2023: Karriere und Wechselbereitschaft
EY. (05/2023). EY Jobstudie 2023: Motivation, Zufriedenheit und Work-Life-Balance
Gandhi, Nilima. (2022). Visionary Leadership and Job Satisfaction: An Empirical Investigation
Schäfer, N. Marten, E. (2021). Mit emotionaler Mitarbeiterbindung zum Erfolg. In Pflege Zeitschrift
Thumbnail: Matthew Yohe, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons
Dieses Thema und auch weitere bieten wir sehr gerne als Workshop an. Wir passen die Inhalte an die Organisation und ihre Bedürfnisse an. Ganz gleich, ob es ein offenes Thema gibt oder das Wissen erweitert werden soll.
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